30.09.22

Schwimmbad (Blog)

Kolloide, Harnstoff, Rückspülung: So komplex ist die Flockung

Warum ist die Flockung so vielschichtig?
Es existiert wenig Grundlagenforschung, Erfahrungswissen spielt eine große Rolle. Und: Es gibt bislang noch keine zuverlässige Steuerung, die automatisch reagiert, wenn sich das Hallenbad plötzlich füllt und dadurch mehr Schmutz ins Wasser gelangt. Dann ist von Hand die Einstellung an der Dosieranlage anzupassen. Das erfordert Wissen und Gespür.
Was deutet auf Probleme bei der Flockung hin?
Trübes Wasser, Desinfektionsnebenprodukte und die Oxdierbarkeit sind Indizien. Es geht bei der Flockung um kolloidalen Schmutz, das sind winzige Teilchen, die man nicht sieht.
Ließe sich dieser Schmutz nicht durch vorheriges Duschen vermeiden?
Durch vorheriges Duschen, wird zwar bereits ein großer Teil an Hautschmutz beseitigt. Dennoch genügt das leider noch nicht. Jeder Badegast bringt trotzdem rund 0,5 g organischen Schmutz wie Schweiß, Urin oder Schuppen ins Beckenwasser ein. Diese Verunreinigungen werden als kolloidal bezeichnet, weil sie im Beckenwasser fein verteilt und dadurch unsichtbar sind.
Was würde ohne Flockungsmittel passieren?
Die Schmutzteilchen würden durch die Zwischenräume der Ein- und Mehrschichtfilter gelangen. Die Folge: Die Werte für Trihalogenmethane (THM), gebundenes Chlor und die organische Belastung des Wassers würden steigen. Erst die Flockung macht diese kleinsten Partikel filtrierbar. Das positiv geladene Flockungsmittel neutralisiert (chemisch: entstabilisiert) den negativ geladenen Schmutz. Schmutz und Flockungsmittel lagern sich zusammen. So entstehen Schmutzflocken die bei der Filtration aus dem Wasser entfernt werden können.
Gilt das auch für Harnstoff?
Nein. Nicht alles Organische zählt zum kolloidalen Schmutz. Das ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Harnstoff ist eine Ausnahme und wie Chlorid zu betrachten. Er wird nicht geflockt, sondern durch Frischwasser ausgeschwemmt. Phosphat jedoch kann man durch Flockungsmittel fällen. Dadurch wird z. B. die Algenbildung verhindert.
Liegen Probleme mit kolloidalem Schmutz immer an der Flockung?
Nein. Das kann viele Gründe haben. In diesem Fall sollte man zunächst den pH-Wert kontrollieren, und zwar im Rohwasser, z.B. an der Impfstelle des Flockungsmittels, nicht im Wasserbecken. Beide Werte können mehrere Zehntel voneinander abweichen. Liegt der pH-Wert außerhalb des Bereichs von 6,5 bis 7,6 bindet das Flockungsmittel kaum Schmutz. Auch die richtige Dosierung an der Dosieranlage wäre zu überprüfen. Und, nicht zu vergessen: Auf den Filter achten!
Warum?
Die beste Flockung nützt nichts, wenn der kolloidale Schmutz zwar im Filter landet, aber nicht komplett ausgeschwemmt wird. Deshalb ist eine regelmäßige Rückspülung wichtig. Es muss so lange gespült werden, bis das Abwasser hinterher absolut klar ist. Wichtig ist, dass das Flockungsmittel 10 m bis 15 m vor dem Filter zudosiert wird, damit genügend Zeit bleibt, kolloidalen Schmutz zu binden. Das dauert rund 10 Sekunden.
Welche Rolle spielt das Flockungsmittel?
Die richtige Chemie ist Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Flockung. Da gibt es große Unterschiede. Ein hochwirksames Kombiprodukt aus Aluminium und Eisen wie Witty-Pool Flocal 5 hat einen größeren Wirkungsbereich als ein reines aluminiumhaltiges Flockungsmittel. Weiteres Plus der Kombiprodukte: Eisen ist besonders wirksam zur Phosphatfällung. Die Flockungsfiltration erfordert auch beste Technik. Moderne Dosieranlagen wie Witty-Pool M erfassen mit ihrem gleichmäßigen Dosierstrom 100 % des Volumenstroms – und damit des Schmutzes bei möglichst geringem Verbrauch des Flockungsmittels. Je komplexer die Prozesse, desto wichtiger werden daneben auch Beratung und Service. So wie bei der Flockung.
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